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Mountainbiken mit Kindern: ein Blick in die Welt

Von den Rocky Mountains bis in die Alpen – zwei mountainbikebegeisterte Familien aus Deutschland und Kanada geben uns Tipps für den perfekten Familienradausflug.

Emmie Collinge,
4.5.2023

Wir treffen beide Familien und vergleichen ihre Rezepte für gelungene Moutainbikeabenteuer – von der allgemeinen Einstellung bis zur perfekten Packliste. Eines gehört auf beiden Seiten des Atlantiks dazu: den Atem anzuhalten, wenn das eigene Kind auf einem neuen Trail unterwegs ist.



Die Familien

Familie Arnold aus Köln reist gerne mit ihren beiden Kindern, dem 10-jährigen Mato und dem 14-jährigen Milan. Für 2023 haben sie schon Reisen nach Finnland und Japan geplant. Aber wie passt das Mountainbiken da rein? Ganz einfach! Ein bisschen Abenteuer gehört zu jeder Reise dazu. Bei den Arnolds bedeutet das: Mountainbiken.

„Wir sind eine echt sportliche Familie“, erklärt Andi, „aber erst durch eine Österreich-Reise kamen wir zum Mountainbiken. Wir waren auf den coolsten Trails in den Alpen unterwegs und je besser wir wurden, umso mehr Spaß machte es.“

Und der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Die Familie verbringt fast alle ihre Ferien in Bikeparks.


Für Andi, Jenny, Milan und Mato gehört es fast schon zum Alltag, ihre Runden auf gut gewarteten Trails zu drehen und zwischendurch in einer Hütte einzukehren.


Bei der Familie von Feuerwehrmann Devin Featherstone aus Calgary in Kanada war der Einstieg ins Mountainbiken nur eine Frage der Zeit, denn schon lange vor der Geburt des 7-jährigen Kai waren die Eltern sportlich unterwegs:

Ob beim Trailrunning, Wandern, Mountainbiken oder Fotografieren – drinnen findet man die kanadische Familie selten. Mit zwei Wohnsitzen nahe der Rocky Mountains – in Calgary und in British Columbia, dem unumstrittenen Mekka für Mountainbiker*innen – geht es bei dieser Familie nur ums draußen sein.


Bei Kai und seinem Laufrad war es Liebe auf den ersten Blick im Alter von 12 Monaten. Seitdem ist der Siebenjährige vom Radfahren ganz besessen.


Devins Instagram-Profil ist voller Bergkulissen und kurviger Singletrails. Auf den ersten Blick sieht das vielleicht nicht nach dem geeignetsten Ort zum Radfahren mit Kindern aus. Doch das täuscht. Devin und Kai gehen regelmäßig auf gemeinsame Radabenteuer. Kai ist ein echter Mountainbike-Freak und lernt derzeit mit gerade einmal sieben Jahren einen Backflip.



Wo kann man als Familie am besten moutainbiken?

Beide Familien erzählen uns, dass die Routenwahl und -planung das A und O für erfolgreiche Mountainbike-Abenteuer sind. Wenn alle wissen, worauf sie sich einstellen müssen, sind sie voll dabei. Andi glaubt, dass Bikeparks dabei eine wichtige Rolle spielen:

„Wir versuchen immer außergewöhnliche Locations für unsere Jungs zu finden, besonders für unseren 14-Jährigen, der sonst vielleicht lieber zu Hause bleiben würde. Wir haben alle Top-Radregionen in den Alpen ausprobiert. Ein schöner Abenteuerspielplatz reicht nicht mehr, es muss schon mehr geboten sein.“

Wenn man nicht das Glück hat, in der Nähe von guten Bikeparks zu wohnen, muss man sich eben direkt ins echte Gelände stürzen. Devin kennt so gut wie alle Trails in seiner Gegend, was die Planung von Familienradtouren viel einfacher macht.

„Ich schaue mir normalerweise immer alles ganz genau an“, erzählt er uns. „Denn es macht nicht besonders viel Spaß, auf einem superschwierigen Trail unterwegs zu sein und dann die Räder schieben zu müssen“, grinst er.

Es sei wichtig, „dass der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt. Ich durchstöbere gern das Internet, bevor wir eine neue Route ausprobieren, um einschätzen zu können, wie schwierig sie sein wird. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Schwierigkeit einer Route von vielen Mountainbiker*innen sehr subjektiv und damit unterschiedlich eingeschätzt wird.“


Kai ist bei den Vorbereitungen voll dabei, mit Ideen wie „Ich möchte mit der kanadischen Flagge den Berg rauf radeln!“ oder „Heute fahre ich im Smoking!


Zusammen gehen sie die wichtigsten Elemente des Trails durch, von Wippen bis zu großen Sprüngen, und merken immer wieder, dass kein Trail dem anderen gleicht. „Wir fahren alles Mögliche, aber herausfordernde Trails mit coolen, einzigartigen Features sind unser Ding. Zur Zeit hat es Kai ein Trail mit einer 6-Meter-Korkenzieherkurve angetan.“

Mit der passenden Route, guter Vorbereitung und dem richtigen Bike kann das Abenteuer beginnen.



Wie sieht es mit den körperlichen Anforderungen aus?

Mountainbiken mit Kindern ist eine ziemliche Herausforderung, selbst wenn die Route feststeht. Snacks und Getränke, Erschöpfung und Schiebeabschnitte, man muss auf alles vorbereitet sein – umso mehr, wenn man aus eigener Kraft ganz rauf muss.

„Ich achte immer auf ausreichend Pausen, wenn wir bergauf fahren. Ich möchte nicht, dass sich Kai komplett auspowert, aber er soll trotzdem verstehen, dass bergauf fahren dazugehört“, erzählt Devin. „Aus diesem Grund lege ich viel Wert auf Teamarbeit, auch wenn Radfahren eigentlich ein Individualsport ist. Kai muss auch in die Pedale treten, wenn er am Schlepptau hängt. Bei längeren Schiebestrecken übernehme ich. Zwei Räder und ein Kind bergauf zu tragen, ist ziemlich anstrengend, aber das ist es wert.“

Bergauffahren muss man in Bikeparks kaum (dank Liften). Dort muss man dennoch darauf achten, dass die Kinder ausreichend essen und trinken, denn selbst wenn man immer nur bergab fährt, wird das Kind irgendwann müde:

„Wir nehmen so wenig wie möglich mit, damit wir beim Fahren ausreichend Bewegungsfreiheit haben. Wir wissen ja, dass wir nach 2, 3 Runden immer irgendwo einkehren können. So können wir die Zeit am Berg in vollen Zügen genießen“, sagt Andi.


Der 15 km lange Flowtrail in Bad Kleinkirchheim hat die Arnolds zum Mountainbiken gebracht. Seit diesem Ausflug dreht sich bei ihnen alles um Flow, Spaß, frische Luft und große Höhen.


Natürlich gehört es dazu, seinen Kindern Gewicht abzunehmen und sie beim Bergauffahren zu motivieren, was nicht ohne ist. Doch wie erkennt man die ersten Anzeichen von Erschöpfung? Wenn man weiß, wann es genug ist, steigt das Kind dann beim nächsten Mal wieder gern aufs Rad?

„Absolut“, sagt Devin. „Ich überlasse das immer ihm und sage ihm, dass wir schieben können, wenn er sich etwas nicht zutraut. Vieles ist Kopfsache.“



Wissen, wo man fahren kann... und wo nicht

Im Bikepark gibt es viele Infos zu den verschiedenen Trails, wie Schwierigkeiten und Warnschilder. Dennoch kann es mal schwierigere Stellen geben, an denen das Kind seine Fähigkeiten unter Beweis stellen muss, daher ist die Begleitung am Trail wichtig:

„Die Jungs haben Mountainbiken genauso gelernt wie Skifahren... Bei uns fahren normalerweise die Schnelleren vorne weg und warten dann am Trail, bis alle aufgeholt haben. Uns allen macht es immer noch mehr Spaß, je besser wir werden.“

Die Herausforderung ist auf Naturtrails noch größer. Hier ist es noch wichtiger, mit dem Kind zu sprechen und es anzuleiten: „Kai ist wirklich rational, wenn er an eine schwierige Stelle kommt. Das macht mich richtig stolz. Bevor er sich reinstürzt, reden wir kurz. Kai läuft die Stelle dann ab und wir besprechen, was zu tun ist und wie er vorgehen sollte, wenn er merkt, dass er es nicht schafft. Kommunikation ist uns sehr wichtig.“

Der Umgang mit Emotionen ist für Kinder nicht immer ganz einfach, besonders wenn eine Situation für sie ungewohnt ist oder wenn sie vor einem Hindernis stehen:

„Es kann vorkommen, dass Kai weint, weil er eine Stelle nochmal fahren will oder weil er es nochmal richtig machen will, aber dann sprechen wir drüber und ich nehme seine Gefühle immer ernst“, Devin zuckt mit den Schultern, „manchmal möchte er Dinge ausprobieren und manchmal eben nicht.“

Es ist sehr wichtig, dass man in der Lage ist, sein Kind in schwierigeren Passagen anzuleiten und mit ihm zu kommunizieren, ohne Druck aufzubauen:

„Früher habe ich oft Ratschläge nach vorne gerufen, wenn ich hinter Kai gefahren bin, aber jetzt lasse ich ihn mehr für sich fahren. Ich fahre hauptsächlich hinterher, um da zu sein, wenn er mich braucht. Manchmal zeige ich ihm etwas vor, damit er sich meine Körperhaltung anschauen und sie nachahmen kann, aber eigentlich fahre ich nicht gern voraus, weil ich größer und schneller bin.“

Sicherheit geht immer vor: Wenn nötig, kann man Ausfahrten abkürzen, Routen ändern, ein Stück schieben oder die kürzeste Strecke wählen. Wenn man beim ersten Mal nicht alles schafft, ist das ein guter Grund, nochmal zurückzukommen.



Ein gelungener Tagesabschluss

Am Ende sollte ein Familienausflug mit dem Mountainbike alle zu weiteren Abenteuern motivieren und natürlich zahlreiche magische Momente schaffen.

Für die Arnolds gehört ein köstlicher Kaiserschmarrn zu einem perfekten Ausflugstag dazu.

„Zu wissen, dass am Ende auf einer schönen Alm mit Wahnsinnsaussicht eine Belohnung wartet, ist das Beste“, grinst Andi.

In Kanada steht wohl kein Kaiserschmarrn auf der Speisekarte: „Bei uns steht am Ende der Tour Eisessen ganz hoch im Kurs. Auf einer perfekten Ausfahrt haben wir Spaß, lachen viel und kommunizieren gut. Was mich immer aufs Neue überrascht ist, dass mein kleiner Draufgänger Kai jedes Mal wieder einfach eine Kugel Vanille nimmt.“


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