Der perfekte Ausgleich: Darum stärkt Mountainbiken die Gesundheit deines Kindes
Katrin Kollegger ist Allgemein- und Arbeitsmedizinerin sowie zweifache Mama. Im Gespräch mit woom erklärt sie, warum Mountainbiken die Gesundheit von Kindern stärkt und ihre Entwicklung fördert.

Mit dem Mountainbike Abenteuer erleben und über Stock und Stein düsen – Dr. Katrin Kollegger ist ein Fan vom Mountainbiken und von woom bikes.
Was westlicher Lebensstil, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung bewirken, sieht Katrin Kollegger tagtäglich in ihrer Praxis. Die Allgemeinmedizinerin aus Wien beobachtet und betreut seit vielen Jahren Menschen von Jung bis Alt, und kennt die Herausforderungen in den unterschiedlichen Phasen des Lebens. Zusammen mit uns hat sie die wichtigsten Gründe zusammengestellt, die das Mountainbiken zu einer großartigen Sportart mit zahlreichen Vorteilen für Geist und Körper von Kindern machen.
1. Früh übt sich: Mountainbiken macht fit fürs Leben
Die Basis für ein aktives Leben wird im Kindesalter gelegt. Immer mehr Kinder in den Industrieländern bewegen sich jedoch zu selten und ernähren sich nicht richtig. Laut WHO sind diese schlechten Gewohnheiten und Unwissen über die langfristigen Auswirkungen dafür verantwortlich, dass chronische Erkrankungen und Gesundheitsprobleme zunehmen.
Ein früher Einstieg in den Sport erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen als Erwachsene ein körperlich aktives und gesundes Leben führen.
Und: als Kind fällt der Einstieg um einiges leichter als im Erwachsenenalter.
Zwischen acht und zehn Jahren ist zum Beispiel die motorische Lernfähigkeit von Kindern sehr hoch. Das ist die Fähigkeit, sich neue Bewegungsfertigkeiten (wie Radfahren, Ballspiele oder Schwimmen) anzueignen.
Kinder haben einen inneren Bewegungsdrang. Und sie lieben Herausforderungen:
2. Mountainbiken stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl
Mountainbiken ist der perfekte Sport, um gemeinsam etwas zu erleben. Hat dein Kind eine gute Grundkondition und Fahrtechnik aufgebaut, kann es nämlich auch mit älteren Kindern gut mithalten.
Gerade wenn du Kinder mit einem größeren Altersunterschied hast, kann es anfangs herausfordernd sein, als Familie Sport zu betreiben. Hat dein jüngeres Kind aber das Mountainbike-Alter erreicht, ist vieles möglich.
Mountainbiken ist somit eine super Freizeitaktivität für die ganze Familie:
3. Mountainbiken stärkt Muskeln, Gelenke und Rücken
Kinder sitzen heute oft zu viel. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits haben Kinder mit dem Schuleintritt weniger Freizeit und sitzende Tätigkeiten bestimmen danach den Tagesablauf.
Andererseits verbringen Kinder heute mehr Zeit vor Bildschirmen. Die Folge? Die Muskelstärke und der Spannungszustand der Muskulatur verändern sich und langfristig kann es zu Fehlhaltungen und auch Schmerzen kommen.
Katrin Kollegger beobachtet in ihrer täglichen Arbeit als Arbeitsmedizinerin vor allem eins: Oft verharren wir im Alltag viele Stunden in fixierten Positionen oder führen dieselben Bewegungen immer wieder aus – das führt zu einem Ungleichgewicht der beanspruchten Muskeln.
Hier kann Mountainbiken Abhilfe schaffen, weil sich dein Kind dabei richtig austoben kann und nebenbei seine Fitness und Muskulatur stärkt.
Um die Stöße durch Unebenheiten im Gelände abzufedern, ist die Oberarmmuskulatur, also Bizeps- und Trizeps, hochaktiv und abwechselnd im Einsatz. Der Gesäßmuskel und die Beinmuskeln werden bei jedem Tritt in die Pedale gefestigt und im Bereich der Wirbelsäule werden besonders die tiefliegenden Muskeln zwischen den Wirbeln trainiert, die so wichtig für die Stabilität des Rumpfes sind, denn:
>> Mehr zum Thema Radfahren und Kinderrücken liest du hier.
4. Mountainbiken ist „Knochentraining"
Das Knochengewebe bildet sich ständig um, im Wachstum nimmt die Knochenmasse zu und erreicht mit circa 20 Jahren ihren Höchststand. Jede körperliche Aktivität stimuliert die Funktion der Knochenzellen – besonders förderlich sind High-Impact-Sportarten. Damit sind Aktivitäten mit hohen Stoß- und Zugbelastungen gemeint: etwa Handball, Fußball oder Tennis.
5. Mountainbiken macht die Atemwege frei
Praktisch frei von Feinstaub und Schadstoffen enthält Waldluft viel Feuchtigkeit und verströmt einen gesundheitsfördernden Duftcocktail aus ätherischen Ölen, Harzen und Pflanzensäften.
Beim Mountainbiken ist dein Kind viel auf Trails im Wald unterwegs, wo die frische, gesunde Waldluft die Lungen bis in die kleinsten Verzweigungen durchflutet.
6. Mountainbiken bringt Kinder vom Bildschirm weg
Kinder sind im Alltag einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt. Der Einfluss von digitalen Medien ist enorm und alle diese Informationen werden vom Gehirn zu Reaktionen verarbeitet.
Damit das neu Erlernte verknüpft und abgespeichert werden kann, ist es entscheidend, dass du deinem Kind Ruhephasen und Alternativen bietest.
Außerdem ist Mountainbiken eine Aktivität, bei der dein Kind in den Moment eintauchen kann und sich voll und ganz auf sich, sein MTB und die Strecke konzentrieren muss.
* Das parasympathische Nervensystem ist Teil des vegetativen Nervensystems, die Funktionen laufen automatisch ab und entziehen sich unserem Willen. Dieses System kontrolliert die Muskulatur aller Organe, regelt also lebenswichtige Körperfunktionen wie Herztätigkeit, Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel und Verdauung.
7. Mountainbiken befreit
Kinder lernen täglich Neues. Sie entwickeln sich schnell weiter und sind sehr anpassungsfähig. Vertraue als Elternteil darauf, dass dein Kind auch in jungen Jahren vieles ganz alleine schafft. Je früher dein Kind lernt, die kleinen und großen Herausforderungen des Lebens selbst zu meistern, desto besser ist es vor Stress geschützt.
Generell ist Sport ein super Ausgleich zu den Herausforderungen in der Schule und im Alltag. Das Tolle am Mountainbiken?
- Dein Kind bewegt sich an der frischen Luft und im Grünen.
- Dein Kind kann größere Distanzen zurücklegen – das bedeutet neue Orte und Eindrücke.
- Wenn der Fahrtwind durch die Haare weht, hat dein Kind ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer.
Die Kombination aus Bewegung und Naturerlebnis hilft deinem Kind, den Kopf frei zu bekommen, Distanz zum Alltag aufzubauen, sich zu erholen und angenehm müde zu werden.
8. Mountainbiken ist Augentraining
Der häufige Blick aufs Display gehört heute zum Alltag. Sitzt dein Kind täglich mehrere Stunden vor Tablet und Handy, kann das Fehlsichtigkeiten begünstigen.
Katrin Kollegger beobachtet, dass durch das Starren auf den Monitor aus kurzen Distanzen sowie fehlendes natürliches Licht zunehmend mehr jüngere Menschen mit Sehbehelfen behandelt werden müssen.
Daher rät die Allgemeinmedizinerin:
Hast du gewusst? Ein starkes Immunsystem braucht Vitamin D. Und das kann der Körper selbst herstellen – vorausgesetzt er bekommt genügend Sonnenlicht auf die Haut.
9. Mountainbiken trainiert Körperwahrnehmung und Reaktion
Fokus und Konzentration werden durchs Mountainbiken trainiert. Außerdem Gleichgewichtssinn, Geschicklichkeit und Koordination.
Dein Kind muss stets vorausschauend und mit vollem Körpereinsatz fahren. Natürlich auch schnell reagieren, um Hindernissen ausweichen und seinen Körper bei einem abrupten Abstieg schützen zu können.
Nicht nur im Sport, auch im Alltag sind diese Fähigkeiten relevant:
10. Mountainbiken stärkt das Selbstvertrauen
Im Jugendalter werden außerdem das eigene Aussehen und Körperbild immer wichtiger. Sport wie Mountainbiken kann maßgeblich dazu beitragen, dass dein Kind seinen im Wachstum befindlichen Körper positiv wahrnimmt und sich wohl in seiner Haut fühlt.
Dein Kind lernt beim Sport, sowohl Ängste zu überwinden als auch bewusst kleine Erfolge wahrzunehmen und zu feiern: Der erste Flow-Trail oder die erste Wurzel, die dein Kind mit dem MTB überfährt, sind wichtige Erfolgserlebnisse, die das Selbstvertrauen stärken.
Katrin Kollegger arbeitet als Allgemeinmedizinerin und Arbeitsmedizinerin in Wien.
Regelmäßige Bewegung und Sport sind ihr wichtig und das versucht sie ihren Kindern im Alltag auch vorzuleben und zu vermitteln.