Mit Kind und Rad im Straßenverkehr – Vorbereitung ist alles!
Das Spielzeug wird zum Verkehrsmittel – gute Vorbereitung ist entscheidend, damit ihr gemeinsam sicher unterwegs seid.
Spielst du mit dem Gedanken, eure Fahrräder im Familienalltag zu nutzen? Vielleicht das erste Mal gemeinsam mit deinem Kind zur Schule zu radeln? In diesem kleinen Ratgeber erfährst du, wie du dein Kind auf das Fahren im Straßenverkehr vorbereitest, mit welchen Gefahrenstellen du dein Kind vertraut machen solltest und wie dein Kind den Straßenverkehr auf dem Fahrrad wahrnimmt. Außerdem: Praktische Tipps und Tricks zum sicheren Radfahren im Straßenverkehr.
Sicherheit beginnt beim Fahrrad und der Ausrüstung!
- Mach vor jeder Fahrt den Schnell-Check am Fahrrad:
Sind alle Schrauben und Schnellspanner fest? Haben die Reifen genug Luft? Funktionieren die Bremsen und die Beleuchtung?
Welche Teile du sonst noch regelmäßig auf den Prüfstand nehmen solltest, erfährst du in diesem >>Beitrag (inklusive Schritt-für-Schritt Videoanleitung). - Niemals ohne Helm! Kopfverletzungen zählen zu den häufigsten Folgen von Radunfällen. In Österreich besteht zudem eine Helmpflicht bis zum 12. Lebensjahr. Achte darauf, dass der Helm perfekt sitzt und fahre am besten mit gutem Beispiel voraus.
- Überprüfe, ob der Sattel so eingestellt ist, dass dein Kind den Boden mit den Füßen gut erreicht.
- Kinder haben eine geringere Körpergröße und sitzen tiefer, darum solltest du dein Kind so sichtbar wie möglich machen, beispielsweise durch helle Kleidung in Signalfarben. Nachts sind neben der vorgeschriebenen Beleuchtung am Rad auch Sicherheitsreflektoren an Helm und Kleidung sinnvoll. Auch eine Klingel ist in vielen Ländern Pflicht und hilft deinem Kind, auf sich aufmerksam zu machen.
Kennt dein Kind die wichtigsten Verkehrszeichen und Verkehrsregeln?
Für eine sichere Fahrt solltest du deinem Kind wichtige Verkehrsregeln und -zeichen erklären und das richtige Verhalten im Straßenverkehr trainieren.
Diese Situationen sollte dein Kind kennen:
- Wichtige Verkehrszeichen
Verkehrszeichen wie das Stopp- und Vorfahrtsschild sind einfach zu erklären und sollte dein Kind jedenfalls kennen und verstehen. - Verhalten vor Zebrastreifen
Fußgänger*innen haben Vorrang, daher: rechtzeitig Tempo reduzieren und ggf. stehen bleiben, um Fußgänger*innen queren zu lassen. - Ausweichen oder Überholen
Dein Kind sollte Hindernissen, wie Baustellen oder parkenden Autos, selbstständig ausweichen und langsam fahrende Radfahrer*innen sicher überholen können. Hier ist es wichtig, dass dein Kind auf Gegenverkehr achtet und ausreichend seitlichen Sicherheitsabstand zu parkenden Autos hält. - Radfahren auf gemischten Fuß- und Radwegen
Ausreichend Abstand zu Fußgänger*innen und langsam fahrenden Radfahrer*innen halten und ggf. überholen und ausweichen.
Wie begleitest du dein Kind?
Das hängt in erster Linie davon ab, wo ihr unterwegs seid und ob es sich um eine bekannt oder neue Route handelt.
- Ausgewiesene Radwege, die auch breit genug sind, eigenen sich perfekt, um neben deinem Kind zu fahren. Doch nicht überall ist Nebeneinanderfahren erlaubt – bitte beachte daher die Vorschriften in deinem Land.
- Wenn du mit einer zweiten Begleitperson unterwegs bist, fährt dein Kind in der Mitte, also zwischen dir und der anderen Begleitperson. So kann sich dein Kind an der vorausfahrenden Person orientieren und der hintere Erwachsene hat das Kind gut im Blick – gerade bei den ersten Fahrten mit deinem Kind ist eine zweite Begleitperson eine super Unterstützung.
- Wenn du alleine mit deinem Kind fährst, kann dein Kind auf bekannten Routen vorausfahren, möglichst dicht von dir gefolgt, damit du alles gut im Auge behältst und rechtzeitig Hinweise geben kannst. Auf unbekannten oder verkehrsreichen Abschnitten ist es besser, wenn du vorausfährst.
Kennt dein Kind die typischen Gefahrenquellen?
Wenn du mit deinem Kind im Straßenverkehr radelst, solltest du zunächst einmal eine Route wählen, die möglichst sicher und stressfrei für euch beide ist.
In der Regel führen viele Wege ans Ziel und, wenn du selbst viel mit dem Rad unterwegs bist, dann hast du bestimmt schon die eine oder andere Risikostelle identifiziert und kannst eure Route entsprechend planen.
Vermeide große Kreuzungen und verkehrsreiche Straßen. Ein kleiner Umweg kann das Radfahren gleich viel sicherer und entspannter machen.
Doch nicht alles ist planbar und auch dein Kind muss lernen, gefährliche Stellen zu erkennen und wie es in solchen Situationen zu reagieren hat. Darum ist es gut und wichtig, dein Kind mit dem Straßenverkehr und den folgenden potenziellen Gefahrenquellen vertraut zu machen:
- KREUZUNG
Vor dem Einfahren in eine Kreuzung muss sich dein Kind stets davon überzeugen, ob sie sicher überquert werden kann, und zwar so: Geschwindigkeit reduzieren und soweit in die Kreuzung einfahren, dass der Querverkehr gut gesehen werden kann. Stehenbleiben und den Gegen- und Querverkehr passieren lassen. Pedale schon mal startklar machen. Freie Fahrt? Dann geht's weiter bis zur nächsten Kreuzung.
Vorsicht vor rechtsabbiegenden Fahrzeugen! Geht niemals davon aus, den den Lenker*innen gesehen zu werden. Anzeichen für ein Rechtsabbiegen sind etwa ein einsetzender Blinker oder eine Geschwindigkeitsreduzierung des Fahrzeuges. Sofern möglich, kann dein Kind versuchen, Blickkontakt zum*r Lenker*in aufzubauen. Im Zweifelsfall immer lieber auf den Vorrang verzichten und stehen bleiben.
- EIN- UND AUSFAHRTEN
Ein- und Ausfahrten sind meist schlecht einsehbar, gerade für Kinder wegen ihrer geringeren Körpergröße. Daher gilt: Rechtzeitig Geschwindigkeit reduzieren und mit Blick nach rechts und links kontrollieren, ob jemand ein- oder ausfahren möchte. Falls ja, Blickkontakt suchen und ggf. stehen bleiben. Ist alles frei, kann dein Kind die Fahrt fortsetzen.
- PARKENDE AUTOS UND AUTOTÜREN
Sich plötzlich öffnenden Autotür sind eine große Gefahr beim Radfahren. Achte daher darauf, dass dein Kind, wenn möglich, einen Abstand von mindestens 1,2 Metern zu geparkten Autos hält (sog. Anti-Dooring-Abstand).
Und bitte keine Parklücken ausfahren! Kinder erscheinen dann plötzlich wieder auf der Fahrbahn, ohne sich vergewissert zu haben, ob sich ein Fahrzeug von hinten nähert. Übe daher mit deinem Kind, eine möglichst gerade Linie zu fahren.
- GEHSTEIGRAND
Wenn dein Kind zu knapp am Gehsteigrand fährt, kann es passieren, dass das Pedal mit der Gehsteigkante kollidiert, dein Kind das Gleichgewicht verliert und möglicherweise stürzt. Achte daher darauf, dass dein Kind einen Abstand von rund einem Meter hält.
- TOTER WINKEL
Jedes Fahrzeug hat einen toten Winkel, also einen Bereich, den die Fahrer*innen nicht einsehen können. Je größer das Fahrzeug, desto größer ist auch der tote Winkel. So kannst du dein Kind schützen:
- Bewegt euch nicht zu nahe am Fahrzeug.
- Bleibt bei einer Kreuzung oder Ampel auf keinen Fall rechts neben oder direkt vor dem Fahrzeug stehen, denn diese Bereiche sind kaum einsehbar für den*die Lenker*in.
- Am sichersten ist es für dein Kind, wenn es hinter dem Fahrzeug mit genügend Abstand wartet.
- STRASSENBAHNSCHIENEN
Straßenbahnschienen stellen beim Radfahren eine Gefahr dar. Geraten die Reifen in die Schienen, ist ein Sturz kaum vermeidbar. Vermeide daher Strecken, wo wenig Abstand zwischen Gehsteig bzw. parkenden Autos und Straßenbahnschienen ist. Auch das Queren von Straßenbahnschienen will geübt sein: Am sichersten klappt das Überqueren in einem nicht zu spitzen Winkel zwischen 45 und 90 Grad.
Wie nimmt dein Kind den Straßenverkehr wahr?
Die Verkehrsrealtität erfordert – neben einer sicheren Fahrradbeherrschung – einige Fähigkeiten, die bei Kindern erst über die Jahre und mit den Erfahrungen heranreifen. Überschätze dein Kind daher nicht und bedenke immer, dass es je nach Alter und Entwicklungsstadium die Umgebung noch ganz anders wahrnimmt als Erwachsene:
- Überblick: Aufgrund der kleineren Körpergröße und des tieferen Sitzes kann dein Kind, viele Situationen noch gar nicht überblicken. Es gibt für sie mehr Sichthindernisse. Versuche daher die gewählte Strecke aus der Perspektive deines Kindes betrachten, um riskante Stellen identifizieren können.
- Seh- und Hörvermögen: Kinder können Entfernungen und Geschwindigkeiten erst mit neun Jahren richtig einschätzen. Außerdem haben Kinder eher einen Tunnelblick – ihr Blickfeld ist bis zu einem Alter von 12 Jahren eingeengt. Das bedeutet etwa, dass dein Kind ein großes Auto näher als ein kleines, und ein seitlich herannahendes Fahrzeug viel schlechter sieht als du.
Außerdem sind Kinder frühestens im Alter von sieben Jahren in der Lage, Geräusche zu unterscheiden und möglichen Gefahrenquellen zuzuordnen. Davor empfindet dein Kind zum Beispiel ein lautes Auto schneller als ein leises.
- Aufmerksamkeit und Konzentration: Ab einem Alter von ca. sechs Jahren können Kinder zwar ihre Aufmerksamkeit bewusst steuern, dennoch sind sie noch sehr leicht ablenkbar, beispielsweise von einem vorbeispazierenden Hund. Mit rund acht Jahren kann dein Kind schon länger bei einer Sache bleiben und etwa den Weg zur Schule gemeinsam mit dir konzentriert radeln.
- Logisches Denken: Bis rund sieben Jahren haben Kinder eine egozentrische Sichtweise – sieht es zum Beispiel ein Auto, geht es davon aus, dass es ebenso von der Autofahrerin bzw. vom Autofahrer gesehen werden muss.
- Reaktionszeit: Fünfjährige haben eine rund doppelt so lange Reaktionszeit wie Erwachsene. Erst in der Pubertät gleicht sie sich zunehmend der Reaktionszeit eines Erwachsenen an.
- Gefahrenbewusstsein: Kinder treffen noch keine rationalen Entscheidungen. Sie würden zum Beispiel den kurzen dem sicheren Weg vorziehen.
Ab rund fünf Jahren entwickelt sich ein generelles Bewusstsein für Gefahren, doch erst ein paar Jahre später ist dein Kind wirklich in der Lage, Risiken vorausschauend zu identifizieren. Selbst dann dauert es noch lange Zeit, bis es riskante Situationen auch vermeiden und richtig darauf reagieren kann.
Wie könnt ihr das richtige Verhalten im Straßenverkehr trainieren?
Spielerische Übungen machen nicht nur Spaß, sondern dein Kind (und dich) auch immer sicherer im Straßenverkehr. Zum Üben sucht ihr am besten eine möglichst gefahrlose Umgebung auf und spielt konkrete Situationen im Straßenverkehr durch:
- Punktgenaues Bremsen: Markier dazu eine Stelle am Boden, an der dein Kind zum Stillstand kommen muss.
- Verhalten an Kreuzungen: Dein Kind bleibt vor jeder Kreuzung stehen und ruft: „Ich schaue nach rechts und nach links!“
- Schulterblick: Du deutest deinem Kind eine Zahl mit den Fingern, während es an dir vorbeifährt. Dein Kind versucht die Zahl zu erkennen und dir zuzurufen.
- Rollentausch: Schlüpfe in die Rolle deines Kindes und lasse dich beim Fahren von deinem Kind beobachten. Bau bewusst ein paar Fehler ein, auf die dich dein Kind hinweisen muss.
Dein Kind hat noch nicht genug? Dann haben wir >>hier noch mehr coole Geschicklichkeitsspiele für euer kleines Sicherheitstraining.
Generell gilt: Wiederholen, wiederholen, wiederholen bis sich dein Kind das richtige Verhalten verinnerlicht und automatisiert hat.
Denk immer an deine Vorbildfunktion. Erklär deinem Kind nicht nur die Verkehrsregeln, sondern leb sie auch vor. Denn in neuen Situationen ist für Kinder ein Vorbild wichtig, von dem sich das richtige Verhalten abschauen und nachmachen können.
Übrigens, welche typischen Fehler du beim Radfahren mit deinem Kind vermeiden solltest, verraten wir dir >>hier.
Wir wünschen dir und deinem Kind viel Spaß beim Üben und eine sichere Fahrt!