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Unternehmen

Und es hat woom gemacht – wie zwei radbegeisterte Papas das Kinderfahrrad neu erfanden

Im März 2023 feiert woom sein zehnjähriges Bestehen. Zehn Jahre, in denen viel passiert ist und woom vom kleinen Garagen-Start-up zum Global Player aufgestiegen ist. Doch wie hat alles angefangen? Woher kommt der Name woom? Und was macht woom bikes so erfolgreich? Hier erfährst du alles zu unserer Gründungsgeschichte sowie viele weitere spannende Details über das Unternehmen woom und seine beiden Gründer.

Daniela Rodriguez Bonelli,
16.3.2023

Marcus Ihlenfeld (l.) und Christian Bezdeka (r.) schrauben die ersten rund 1.000 woom bikes in Marcus’ Garage zusammen.


Am Anfang steht die vergebliche Suche nach einem guten Kinderfahrrad. Und eine große Idee.


Die Geschichte von woom beginnt schon ein paar Jahre vor der Eintragung im Firmenbuch im März 2013. Genauer gesagt im Jahr 2011, als sich der Industriedesigner Christian Bezdeka und der Marketing-Manager Marcus Ihlenfeld über ein berufliches Projekt kennenlernen.

Beide sind begeisterte Fahrradfahrer und Papas von zwei kleinen Kindern. Über ihre Leidenschaft fürs Radfahren kommen sie schnell miteinander ins Gespräch. Christian spielt bereits damals mit der Idee, ein Fahrrad für seine Kinder zu bauen, da er nach langer Suche keines findet, das ihn überzeugt.


Als er Marcus davon erzählt, ist dieser hellauf begeistert, denn auch er steht vor dem gleichen Problem: Alle handelsüblichen Kinderräder sind entweder geschrumpfte Erwachsenenräder mit wenig kindgerechten Standard-Komponenten oder wuchtige, klobige Fahrräder aus Stahl, die für Kinder eigentlich viel zu schwer und unhandlich sind.

Neben dem zu hohen Gewicht und mangelnder Ergonomie gibt es jedoch noch weitere Dinge, die sie an diesen Rädern stören, zum Beispiel in puncto Sicherheit: So sind zu jener Zeit alle handelsüblichen Kinderräder für Fahranfänger*innen ausnahmslos mit Rücktrittbremsen ausgestattet.

Ein dosiertes Bremsen ist damit jedoch nur schwer möglich; auch müssen die Pedale im richtigen Winkel stehen, um überhaupt bremsen zu können. Im Ernstfall können Kinder mit einer >> Rücktrittbremse also womöglich nicht rechtzeitig, nicht stark genug oder gar nicht bremsen.

Auch Stützräder sind damals immer noch ein weit verbreitetes Hilfsmittel beim Radfahrenlernen, obwohl sie >> Kinder vielmehr daran hindern, ein gutes Gleichgewichtsgefühl auf dem Fahrrad zu entwickeln. „Wir haben bald erkannt, dass mit Stützrädern ein falsches Fahrverhalten eingeübt wird,‟ so Marcus, „wenn die Stützräder dann abgenommen werden, müssen Kinder sich das falsche Fahrverhalten erstmal wieder abtrainieren. Sie fangen nochmal ganz von vorne an.‟



Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und haben beim Radfahren andere Bedürfnisse


Für Marcus und Christian steht fest: Die Liebe zum Radfahren steht und fällt mit den ersten Erfahrungen auf einem Fahrrad. Der Funke muss bereits beim ersten Rad auf den Nachwuchs überspringen, damit die beiden schon bald gemeinsam mit ihren Kindern ihrem liebsten Hobby nachgehen können. Dafür brauchen sie ein Fahrrad, das ihren Kindern ein einfaches Handling, Komfort, Fahrspaß und maximale Sicherheit bietet.

Sie beschließen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und hinterfragen alles: Bei jedem einzelnen Aspekt und jeder einzelnen Fahrradkomponente überlegen sie, wie diese bei einem Kinderfahrrad idealerweise beschaffen sein müssen – vom >> Gewicht, über das Material, das Design, >> die Rahmengeometrie, den Lenker, >> die Kurbel, >> die Griffe, >> den Sattel und >> die Bremsen bis hin zu >> den Laufrädern und den Reifen.


Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben nicht nur einen anderen Körperbau und andere Proportionen, sondern auch ganz andere Bedürfnisse,‟ so Christian, „auf diese Bedürfnisse, die sich mit der Entwicklung des Kindes immer wieder ändern, haben wir unsere Räder abgestimmt.‟

Kinder, die das Radfahren beispielsweise gerade erst lernen, haben ein >> großes Bedürfnis nach Sicherheit; sie müssen sich auf einem Rad wohl fühlen. So ist das Kurvenfahren da noch gar kein Thema, zuerst wollen sie nur mal geradeaus fahren.

Für den Anfang brauchen sie ein Fahrrad mit einem tiefen Schwerpunkt, viel Laufruhe sowie einer fehlerverzeihenden Lenkgeometrie. Ein tiefer Einstieg soll außerdem sicherstellen, dass das Auf- und Absteigen möglichst einfach geht und die Kinder die Füße notfalls schnell wieder auf den Boden bekommen.


Wie die Idee vom kindgerechten Fahrrad zum woom bike wird


Ursprünglich wollte Christian nur ein paar gute Fahrräder für seinen Sohn bauen. Als Industriedesigner in der Fahrradbranche hat er gute Kontakte in die Industrie und Fertigung. Aber als Freunde und Bekannte von seiner Idee erfahren, bitten sie ihn darum, Fahrräder für deren Kinder mitzubauen.

Und dann ist da auch noch Marcus, der das Ganze größer angehen will.

So trägt der gelernte Biomedizintechniker Christian jede Menge statistische Messdaten zu Körpergrößen und -proportionen von Kindern zusammen. Außerdem messen die beiden unzählige Kinder in den Schulen und Kindergärten ihrer Kinder.


Mit Hilfe dieser Daten kann Christian die ersten Prototypen präzise auf den Körperbau von Kindern im jeweiligen Alter abstimmen und setzt seine Ideen in 3D-Entwürfe am Computer um.

Der Name für ihr Kinderrad steht auch schon fest. Christian mag das Geräusch, das seine Kinder machen, wenn sie ein schnell vorbeifahrendes Fahrzeug nachahmen: „wuuumm, wuuumm.‟

Aus seiner Tätigkeit für die Radbranche weiß er außerdem von einem Vorfall bei einem Radhersteller, dessen Name in der Produktion versehentlich falsch herum auf eine ganze Serie von Fahrradrahmen aufgebracht worden und somit nicht mehr lesbar war.

Vor solchen Fehlern wollen die beiden bei ihrem Kinderfahrrad gefeit sein. Der Name soll – egal wie man ihn dreht und wendet – von allen Seiten gleich gut lesbar und wiedererkennbar sein. So entsteht der Schriftzug für das Ambigramm woom.

Schließlich bauen die beiden 2012 in Marcus‘ Garage in Wien eine erste Serie von etwa 40 Rädern zusammen, die bereits am nächsten Tag allesamt verkauft sind. Das bestätigt die beiden darin, weiterzumachen.

Und so tüfteln, werkeln und optimieren die beiden unablässig weiter, bis sie 2013 die ersten woom ORIGINAL Räder in Serie produzieren lassen und auf den Markt bringen. Diese sind um bis zu 40 % leichter als herkömmliche Kinderräder und verfügen über kindgerechte Komponenten, die fast allesamt von Christian und Marcus selbst entworfen sind.



„Das war eine krasse Zeit,“ erinnert sich Marcus, „in diesen zwei Jahren haben wir uns tatsächlich fünf bis sechs Mal pro Woche abends nach der Arbeit und dem Kinder-ins-Bett bringen getroffen und gemeinsam geplant und gewerkelt.“


Auch Wochenenden und Urlaubszeit verbringen die beiden entweder in Marcus‘ Garage oder auf Fahrradmessen, wo sie auf der Suche nach den besten Materialien und den passenden Zulieferern für ihr Kinderrad sind.

Am 12. März 2013 unterschreiben die beiden schließlich den Gesellschaftsvertrag. Und lassen ihr neues Unternehmen ein paar Tage später ins Firmenbuch eintragen.

Im ersten Geschäftsjahr verkaufen sie 287 woom bikes direkt aus der Garage heraus und bringen nebenbei rund 200 Kindern direkt vor besagter Garage das Radfahren bei.



Ein durchdachtes Größensystem – woom bikes wachsen mit!


Neben Unterschieden im Körperbau und in der Motorik gibt‘s da allerdings noch etwas, in dem sich Kinder von Erwachsenen grundlegend unterscheiden – sie wachsen immer noch. Und das ziemlich schnell.

Marcus und Christian wissen, >> wie wichtig es ist, dass ein Kind immer auf einem Rad in der passenden Größe unterwegs ist, weshalb sie nicht nur ein Fahrrad in einer Größe entwickeln, sondern ein >> gut durchdachtes Größensystem, das zwei Laufräder und fünf Fahrräder für Kinder im Alter von 18 Monaten bis 14 Jahren umfasst.


So gestaltet sich der Umstieg von einer Fahrradgröße auf die nächste fließend: Die nachfolgende Größe holt die Kinder hinsichtlich Körperbau sowie in ihrem Können und ihren Bedürfnissen dort ab, wo sie bei der vorherigen Größe aufhören.



Mit Kinderrädern kann man eigentlich kein Geld verdienen, es sei denn …


Mit diesem Größensystem begründen die beiden gleichzeitig eine ureigene und grundlegende Besonderheit von woom, die dem jungen Unternehmen auch wirtschaftliche Stabilität sichern soll – denn die Gewinnmarge bei Kinderrädern ist niedrig. Anders gesagt: An einem einzelnen Kinderrad kann man kaum etwas verdienen.

Aus diesem Grund hatte auch die Fahrradindustrie bis dato kein Interesse an Kinderrädern gezeigt – diese galten stets als zu nischig und unrentabel.

Aber was – so der Gedanke von Marcus und Christian – wenn man ein Kinderrad so kindgerecht und so hochwertig macht, dass man Kinder und Eltern dermaßen damit begeistert, dass sie sich nicht nur einmal, sondern immer wieder für ein woom bike entscheiden?

So machen die beiden >> höchste Qualität sowie einen hervorragenden Kundenservice von Beginn an zu tragenden Säulen ihres Unternehmens. Ihnen ist klar, dass ein Kinderfahrrad als Geschäftsmodell nur so funktionieren kann.



Null Einkommen, ein Dachschaden und zwei starke Frauen


Bereits wenige Monate nach der Gründung von woom geben beide ihre bisherigen beruflichen Tätigkeiten auf, um sich voll und ganz auf ihr junges Start-up zu konzentrieren. „Du hast ja einen Dachschaden, wirfst einfach so deine Karriere weg,‟ erinnert sich Marcus schmunzelnd an so manche Reaktion aus seinem beruflichen Umfeld.

Letztlich zählt für die beiden aber nur, was ihre Familien denken. Und die stehen voll und ganz hinter ihnen und ihrem Vorhaben. So wird die Kinderbetreuung neu organisiert und beide Ehefrauen gehen wieder Vollzeit arbeiten, um für den Lebensunterhalt zu sorgen, während Christian und Marcus mehrere Jahre lang kalkulierte Verluste einfahren und woom über Bank- und Privatkredite finanzieren.

„Wir waren ein Jahr nach dem anderen auf der Eurobike, der weltweit größten Radmesse, und hatten da nie ein Hotel, sondern haben im Auto oder im Zelt direkt auf dem Parkplatz geschlafen. Das war so unser Style damals,‟ erinnern sich die beiden lachend.


Obwohl das Radgeschäft anfangs hart ist, halten sie an ihrer Vision vom besseren Kinderfahrrad fest: Sie möchten „ihr Baby‟ erst so richtig wachsen lassen und sich später weiter um den Gewinn kümmern. Und ihre Rechnung geht auf.



Aus der kleinen Wiener Garage in die große, weite Welt


Denn die Nachfrage nach woom bikes geht durch die Decke. Bereits 2016 sind woom bikes in zehn Ländern erhältlich, darunter auch in den USA. Dort war woom schon kurz nach der Gründung in Österreich gestartet.

Marcus hatte 2013 seinem einjährigen Neffen in den USA eines der ersten >> woom Laufräder geschickt – und damit für große Begeisterung bei seinem Bruder Mathias gesorgt, der seit seinem Studium in den USA lebte. Denn auch auf dem amerikanischen Markt gibt es damals kein annähernd vergleichbares Kinderrad. So gründet Mathias Ihlenfeld 2014 kurzerhand das Unternehmen woom USA in Texas.

2018 ist die Zahl der verkauften woom bikes bereits auf mehr als 80.000 gestiegen, und unser >> woom ORIGINAL sowie unser >> KIDS Helm werden mit >> zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderen mit dem Red Dot Award, dem German Design Award, dem iF Design Award und dem Good Design Award.


2021, zehn Jahre nach der ersten Idee in einer kleinen Garage, sind woom bikes in mehr als 30 Ländern weltweit erhältlich, und das 500.000ste woom bike läuft vom Band. Es wird >> Ausstellungsstück im Technischen Museum Wien. Auch das >> Museum für Angewandte Kunst (MAK) nimmt die woom ORIGINAL Reihe in seine Design-Sammlung auf.

woom Gründer Christian Bezdeka bringt das 500.000ste woom bike persönlich mit dem Lastenrad ins Technische Museum Wien (TMW).


Mittlerweile ist woom natürlich längst aus Marcus’ Garage ausgezogen und hat sein Hauptquartier heute in Klosterneuburg, einem Vorort von Wien, etwa 40 Fahrradminuten nördlich vom Wiener Stadtzentrum.



Zehn Jahre woom, eine Million woom bikes und eine ganz besondere woom ORIGINAL Edition


Wir machen einen letzten Sprung auf Mitte März 2023. Genau zehn Jahre nach der Gründung und fast eine Million verkaufte woom bikes später steckt woom also nicht mehr in der Garage. Aber die Garage immer noch in woom.

Denn das Streben nach Innovation, der Anspruch auf höchste Qualität und der Wunsch, Kinder fürs Radfahren zu begeistern, ist das, was uns auch heute immer noch antreibt.

Wir feiern diesen runden Geburtstag mit einer limitierten Jubiläumsausgabe unserer woom ORIGINAL bikes in der Sonderfarbe anniversary red, einem kräftigen Metallic-Rot. Die Farbe Rot, genauer gesagt original red, war übrigens die Farbe unserer ersten woom bikes, und zählt auch heute noch zu den beliebtesten Farben bei unseren Kund*innen.


Rot ist außerdem die Farbe der Liebe – und die Liebe zum Radfahren die große Idee, die unseren woom bikes zugrunde liegt. Daneben ist Rot auch von Anfang an die Farbe unserer Marke. Mit Rot hat alles begonnen – wir konnten uns daher keine bessere Farbe für unsere Jubiläums-Edition vorstellen.



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