„Ein bisschen Magie muss sein” – Produktentwicklerin Cornelia Krebs über das woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC
Im neuen woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC steckt neben den Besonderheiten und Sicherheitsmerkmalen des regulären woom ORIGINAL 3 auch noch ein klein wenig Magie. Senior Product Managerin Cornelia Krebs verrät im Interview, was das 16-Zoll-Kinderrad mit Automatik-Nabe so besonders macht, vor welcher großen Herausforderung sie bei der Entwicklung stand und warum es bei woom so wichtig ist, zu wissen, dass Kinder eben keine kleinen Erwachsenen sind.
Cornelia Krebs ist seit Anfang 2021 als Senior Product Managerin bei woom tätig.
Es gab früher schon mal ein woom bike mit Automatik-Nabe – warum gab es das plötzlich nicht mehr?
Richtig, zwischen 2016 und 2018 gab es bereits ein woom ORIGINAL in 16 Zoll mit der SRAM Automatix 2-Gang-Nabe. 2018 hat SRAM seine Getriebenaben-Produktion jedoch eingestellt, weshalb diese Komponente irgendwann nicht mehr verfügbar war und wir das Bike nicht mehr anbieten konnten.
Das woom ORIGINAL mit der SRAM Nabe war allerdings sehr beliebt und ist zu einem heiß begehrten Objekt auf den Gebrauchtmarktplattformen geworden. Und aus der woom Community wurde immer wieder der Wunsch an uns herangetragen, doch wieder ein Rad mit Automatik-Nabe anzubieten.
… was nun mit dem woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC gelungen ist! Was ist das Besondere an diesem Rad?
Das woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC ist ein 16-Zoll-Kinderrad mit einer automatischen 2-Gang-Schaltung. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Naben-Schaltung, die vollkommen anders funktioniert als eine Kettenschaltung und die gut geschützt und unsichtbar im Inneren der Hinterradnabe verbaut ist.
Das Besondere daran ist vor allem der automatische Gangwechsel: Erreicht ein Kind auf dem Bike eine Geschwindigkeit von etwa 11 km/h, bewirkt der Fliehkraftmechanismus im Inneren der Nabe den Wechsel vom ersten in den zweiten Gang. Von außen ist dieser Gangwechsel nicht wahrnehmbar.
Fährt das Kind wieder langsamer und unterschreitet den Schaltpunkt von 11 km/h, schaltet die Nabe zurück in den ersten Gang.
Das neue woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC mit automatischer Nabenschaltung.
Welche Vorteile bietet diese Automatik-Schaltung an einem Kinderrad?
Zunächst einmal ist es so, dass das manuelle Schalten für Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren – für diese ist das woom bike mit Automatik-Nabe gemacht – noch zu komplex ist.
Selbst ältere Kinder sind oft noch nicht in der Lage, eigenständig – also nicht auf Zuruf – in den passenden Gang zu schalten. Häufig sind sie daher mit einem zu leichten oder zu schweren Gang unterwegs.
Der große Vorteil dieses Bikes ist nun, dass jüngere Kinder, die gerne Radfahren, schon die vielen Möglichkeiten haben, die eine Gangschaltung bietet, ohne dafür selbst schalten zu müssen – so sind sie immer im passenden Gang unterwegs.
Dadurch können sie zum Beispiel bei gemeinsamen Radausflügen mit der Familie auf ebenen Strecken kontrolliert schneller radeln und kräftig in die Pedale treten, ohne dabei ins Strampeln zu geraten oder von den Pedalen abzurutschen.
Auch das Bergauffahren geht auf dem Bike einfacher – wie hängt das mit der Automatik-Nabe zusammen?
Durch die Möglichkeit eines zweiten, „schwereren” Gangs konnten wir die Übersetzung – oder, vereinfacht gesagt, den Tretwiderstand – des ersten Gangs so wählen, dass dieser „besonders leicht geht”.
Somit tun sich die Kids im ersten Gang besonders leicht, wenn es mal den Hügel raufgeht oder sie gegen starken Wind radeln.
Ein weiterer großer Vorteil der Automatik-Nabe ist, dass die Schaltung aufgrund der geschlossenen Bauweise besonders wartungs- und verschleißarm ist. Es gibt keine Schaltzüge, keine Schalthebel und kein Schaltwerk – also nichts, was sich verstellen könnte und nachjustiert werden müsste.
Daneben ist die Schaltung besser vor Beschädigungen geschützt – ein enorm großer Vorteil bei einem Fahrrad für Kinder zwischen vier und sechs Jahren. In diesem Alter sind Kinder meistens noch ziemlich unachtsam im Umgang mit ihrem Bike, und ihren Besitztümern im Allgemeinen; und das keineswegs aus Absicht, oder weil es ihnen egal ist. Es ist auch nicht so, dass ihre Eltern sie nicht schon mindestens 100 Mal darum gebeten hätten, doch bitte etwas achtsamer mit ihren Dingen umzugehen (lacht!) ...
Aber Kinder in diesem Alter leben nun mal im Moment. Sie lassen sich von ihren Gefühlen leiten, die sie schon mal überwältigen können. Da kann es gut sein, dass sie vor lauter Begeisterung über einen spontanen Halt am Flussufer oder beim Eissalon einen schnellen Abstieg hinlegen und ihr Bike einfach sich selbst überlassen.
Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen – diese Erkenntnis steckt im Übrigen in jedem einzelnen unserer Produkte bei woom.
Dank der geschlossenen Bauweise ist die Automatik-Schaltung gut vor äußeren Krafteinwirkungen geschützt.
Gab es bei der Entwicklung eine besondere Herausforderung?
Nicht nur eine … Das woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC war mein erstes Projekt, als ich Anfang 2021 – mitten im zweiten Corona-Lockdown – bei woom angefangen habe und alle im Homeoffice waren.
Bei der Entwicklung eines physischen Produkts ist ein regelmäßiger Austausch vor Ort mit den Kolleg*innen extrem wichtig; ebenso wie das Sichten, Zusammenbauen und Testen von Materialproben und dann natürlich das Testfahren diverser Prototypen durch die Kinder.
Zu einer Zeit, in der wir alle dazu angehalten waren, Abstand zu halten und uns eben nicht zu treffen, war das schon eine Herausforderung. Auch war es aufgrund von gestörten Lieferketten und geschlossenen Häfen manchmal schwierig, an die benötigten Bauteile zu kommen.
Trotz dieser Hürden hat am Ende alles gut funktioniert – dank der guten Kommunikations- und Organisations-Tools bei woom konnte ich meine neuen Kolleg*innen erstmal auf virtuellem Weg sehr gut kennenlernen.
Die Fahrten mit den jungen Testpilot*innen mehr als ein halbes Jahr später waren dann auch jedes Mal ein Highlight – Radfahren im Freien war ja eines der wenigen Dinge, die man trotz all der Beschränkungen in der Pandemie immer noch tun durfte.
Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich während des Lockdowns arbeiten und dennoch Zeit mit meiner – damals 4-jährigen – Tochter verbringen konnte. Sie war zu diesem Zeitpunkt gerade auf ein woom ORIGINAL 3 umgestiegen, und gemeinsam mit den beiden Kindern eines Kollegen konnte sie die Prototypen des woom ORIGINAL 3 AUTOMAGIC testfahren.
Diese Anlässe waren super, um rauszukommen und gemeinsam mit den Kindern was zu unternehmen.
Gibt es einen Moment, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Als Erwachsene kann man ja nicht wirklich testen, wie sich das Radfahren auf einem 16-Zoll-Rad mit Automatik-Nabe für ein Kind anfühlt und wie sich das Rad in der Praxis fährt.
Ein besonders schöner und einprägsamer Moment bei diesen Testfahrten war daher für mich persönlich, als das, woran wir monatelang vorm Computer und im Workshop gearbeitet hatten, plötzlich greifbar wurde.
An unseren Kindern konnten wir sehen, was für eine Freude sie auf dem Bike mit Automatik-Nabe hatten. Meine Tochter hat es damit im ersten, leichteren Gang sogar auf einen Hügel geschafft, den sie bis dahin nicht rauffahren konnte.
Wie ist der Name für diese Schalt-Nabe entstanden – AUTOMAGIC?
Der Gangwechsel findet ja abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit und damit vollkommen automatisch statt. Die Nabe schaltet quasi wie von Zauberhand – ein bisschen magic eben. Diese beiden Wörter zu einem neuen Wort zu kombinieren, war also naheliegend.
Und uns gefiel der Gedanke vom woom Zauberfahrrad. Die Mechanik in dieser Getriebenabe ist immerhin ziemlich komplex – zu komplex, um sie einem vierjährigen Kind zu erklären. Also, warum das Kind nicht einfach in dem Glauben lassen, es hat ein echtes Zauberfahrrad?
Immerhin glauben die allermeisten Kinder in dieser Altersspanne an Zauberkraft und magische Wesen, wie den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder die Zahnfee. Und ein bisschen Magie muss einfach sein; das ist ja das Schöne an der Kindheit – dass Zauberei und Wirklichkeit so unbeschwert nebeneinander existieren.
Vielen Dank für das Interview!