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woomcares

Upcycling woom bikes für Pro Juventute

Teresa Arrieta

In der sozialpädagogischen Wohngemeinschaft Pro Juventute in Klosterneuburg-Weidling leben Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 18 Jahren. Als kleine Weihnachtsüberraschung gab es heuer drei gebrauchte und instandgesetzte woom bikes aus unserem upCYCLING-Programm.

Paul (Name von Red. geändert) rattert wackelig durch den Hof und bremst mit den Füßen. Es fällt ihm sichtlich schwer, das Gleichgewicht zu halten. „Ich kann das einfach nicht”, seufzt er. Absteigen will er aber trotzdem nicht, als der siebenjährige Simon auch mal ran möchte. Schnell schaltet sich Sozialpädagogin Silke Posekany ein und schlichtet den sich anbahnenden Streit.

Sozialpädagogische Wohngemeinschaft als Zuhause

Es ist ein trüber Dezembertag, kalt und feucht. Das Wetter schmälert die Begeisterung der Kinder aber nicht im geringsten – längst haben sie die Bikes geschnappt und probieren sie im Innenhof des idyllisch gelegenen Klosterneuburger Hauses aus. (Soweit das auf der ca. zehn mal drei Meter großen Fläche eben möglich ist). Acht Kinder wohnen in der sozialpädagogischen Wohngemeinschaft von Pro Juventute in Klosterneuburg-Weidling mit großem Garten. Die Einrichtung besteht bereits seit dem Jahr 1990. Seit 2007 wird sie als sozialpädagogische Wohngemeinschaft geführt. Aktuell leben dort acht Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 18 Jahren. Die Kinder aus herausfordernden sozialen Verhältnissen besuchen Schulen und Ausbildungsstätten in Klosterneuburg und Wien. Die Wohngemeinschaft ist – für die einen vorübergehend, für die anderen längerfristig – der Ort, wo sie zu Hause sind.

Fahrspaß auf superleichten Rädern

Unter den Betreuer:innen ist Sozialpädagogin Posekany so etwas wie die Sportskanone im Haus. Die begeisterte Freizeit-Rennradfahrerin war es auch, die im Herbst an uns mit der Frage herangetreten ist, ob wir einige (gebrauchte) woom Räder für die Kinder und Jugendlichen spenden könnten. „Unsere Kinder kommen ja aus schwierigen Verhältnissen und sind teils noch nie auf einem Rad gesessen oder sind sportliche Bewegung im Allgemeinen nicht gewohnt”, erklärt Silke: „Umso wichtiger ist es, die ersten Schritte auf einem leichtgewichtigen, ergonomisch angepassten Fahrrad zu erproben. Da stellt sich der Radspaß viel schneller ein als auf den klobigen Dingern, die in unserer Garage stehen.” Auf ausgedehnten Rennrad-Touren mit ihrem Mann, einem ehemaligen Rad-Profi, hat Silke, die seit drei Jahren bei Pro Juventute arbeitet, selbst die Magie des Radsports kennengelernt. „Es ist ein tolles Gefühl von Freiheit und es ist sehr verbindend, wenn man eine große Tour gemeinsam bewältigt”, sagt Silke. Genau dieses Freiheitsgefühl will sie auch den Kindern und Jugendlichen vermitteln.

Brems jetzt mit dem grünen Hebel

Im Innenhof in Weidling hat sich inzwischen der siebenjährige Simon das blaue woom bike geschnappt und kurvt lachend herum. Während Paul noch ein wenig zögerlich im Schritttempo rollt, ist Simon nicht zu halten. „Besser mit dem grünen Hebel bremsen!”, ruft Silke, während sie Simon nachläuft. Dass die Hinterradbremse bei woom grün markiert ist, findet sie besonders praktisch. „Ich sag einfach ‘mit Grün bremsen`, das verstehen die Kinder sofort.” Für die wärmere Jahreszeit plant sie Abenteuertouren am Donauradweg bis ins 25 Kilometer entfernte Tulln. „Gemeinsam Herausforderungen meistern, Frustrationstoleranz erhöhen, Selbstständigkeit und Motorik schulen: Radfahren beinhaltet so viel, was unsere Kinder dringend brauchen”, erklärt Silke.

Pro Juventute ist für Kinder da

Pro Juventute betreut als Sozialunternehmen Kinder und Jugendliche in ganz Österreich, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können. Seit der Gründung 1947 hat Pro Juventute für über 6.000 Kinder in Österreich ein Daheim geschaffen. Aktuell werden mehr als 300 Kinder und Jugendliche in 30 Wohngemeinschaften betreut. Verantwortlich für die sozialpädagogische Betreuung sind rund 400 Mitarbeiter:innen. Pro Juventute finanziert sich über Spenden und öffentliche Gelder und kooperiert mit der jeweils zuständigen Kinder- und Jugendhilfe.

Radfahren macht Spaß

In der Zwischenzeit sind die Kinder ins Haus gegangen, es ist dunkel geworden, die drei Räder kommen in die Garage. Paul und Simon waren nur mit Mühe vom Bike zu trennen. „Silke, darf ich morgen wieder?”, fragt Paul, obwohl es ihm so schwergefallen ist, die Füße überhaupt auf den Pedalen zu halten. „Morgen nach der Schule fahren wir zum Spielplatz”, kündigt Silke an, und Paul strahlt übers ganze Gesicht.

”Das sind bleibende Momente, Radfahren macht einfach unglaublich viel Spaß”, sagt Silke