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Radfahren lernen

„Um einen Hai aus Kreide schwimmen“

Tipps fürs Radfahrenlernen von der Outdoor-Pädagogin, Bike-Instruktorin und zweifachen Mama Sylvia Bergmann.

Felix Schifflhuber ,
20.3.2024
Eine Gruppe von Kindern macht eine lustige Übung mit einer Bike-Instruktorin. Alle tragen Fahrradhelme.

Der richtige Zeitpunkt vergrößert den Spaß

Wann soll ich meinem Kind ein Laufrad schenken? Wann ist mein Kind bereit fürs Fahrradfahren? Wie stelle ich sicher, dass mein Kind sicher unterwegs ist?

Viele Eltern stellen sich solche Fragen und das völlig zu Recht. Denn der richtige Zeitpunkt entscheidet über Frust oder Freude.

Sylvia Bergmann ist Outdoor-Pädagogin, Bike-Instruktorin, ÖSV-Skitrainerin und Skilehrerin sowie zweifache Mama. Die Frage des richtigen Zeitpunkts war für sie sowohl beruflich als auch privat relevant.

Ihre Einstellung hat sie im Laufe der Zeit jedoch geändert:

„Als junge Skitrainerin war ich noch der Meinung, dass Sportkurse erst ab circa fünf Jahren wirklich sinnvoll sind. Aber dann hat mich mein zweitgeborener Sohn eines Besseren belehrt“, erinnert sich Sylvia.

Ihr Sohn sei geschickt und ein kleiner Draufgänger gewesen:

Zwei Wochen vor seinem zweiten Geburtstag hat er meinem Mann und mir zu verstehen gegeben, dass er nun mit dem Skifahren starten möchte. Da konnte er noch nicht mal wirklich reden.“ 

Fast ebenso rasch habe er Interesse fürs Radfahren entwickelt.

„Durch ihn habe ich gemerkt, dass manche Kinder schon sehr früh für Sport und Sportkurse bereit sein können.“

Seither setzt Sylvia auf Individualität.

„Der richtige Zeitpunkt hängt immer vom Kind ab. Einige sind mit zwei Jahren vom Laufrad begeistert und wollen mit vier aufs Fahrrad umsteigen. Andere interessieren sich für beides erst später.

Als Eltern sollte man sein Kind einfach beobachten. Ist die Grundmotorik vorhanden und das Interesse da, kann man das Laufrad und später das Fahrrad anbieten.

So entscheidet das Kind selber, ob es das Angebot annimmt oder lieber noch ein bisschen wartet.“

Der richtige Zeitpunkt fürs Radfahrenlernen ist individuell. Beobachte dein Kind. Wenn es bereit erscheint, biete ihm das Lauf- oder Fahrrad an.

Motorische Grundvoraussetzungen fürs Radfahren

Kinder müssen körperlich für das Radfahren bereit sein. Ansonsten sind sie laut Sylvia völlig überfordert, verkrampfen sich und greifen womöglich für einige Zeit kein Rad mehr an.

Um das zu verhindern, braucht es gewisse motorische Grundvoraussetzungen.

Bewegungen in Bodennähe sind extrem wichtig. Dadurch entwickeln Kinder ihren Gleichgewichtssinn, der für das Radfahren unabdingbar ist“, sagt Sylvia.

Folgende Fähigkeiten sollten Kinder vor dem Laufradfahren unter anderem beherrschen:

  • Krabbeln
  • Kriechen
  • Sicheres Gehen
  • Balancieren

Es gibt aber auch Bewegungsabläufe ohne Bodenkontakt, die für das Laufradfahren vorteilhaft sind.

Dazu gehören zum Beispiel:

  • Klettern
  • Schaukeln

Haben die Kinder in Sylvias Laufradkursen Gleichgewichtsprobleme, fördert sie zuerst all diese Fähigkeiten. Danach haben die Kinder ein größeres Selbstvertrauen und mehr Spaß.

Der Umstieg auf das Fahrrad fällt Kindern, die gut Laufrad fahren, später um einiges leichter. Denn mit dem Laufrad erlernen sie die fürs Fahrradfahren notwendigen motorischen Fähigkeiten.

Sylvia ist dabei wichtig, dass man Kinder während des sensiblen Übergangs nicht überfordert:

„In einem meiner Kurse wollte vor Kurzem ein Fünfjähriger vom Fahrrad wieder zurück aufs Laufrad wechseln. Und natürlich darf er das. Das ist ganz okay. Wenn sich Kinder mit den Füßen am Boden sicherer fühlen, dann sollen sie ruhig mit dem Laufrad weiterüben. Das Fahrrad kommt dann einfach später.“

Wenn Kinder einen sicheren Gang haben, sind sie für das Laufrad bereit. Mit dem Laufrad eignen sie sich ganz spielerisch auch die Fähigkeiten fürs Fahrradfahren an.

Begeisterung ohne Druck und Stress wecken

Aus Erfahrung weiß Sylvia, dass Kinder das Radfahren am leichtesten spielerisch lernen. Hohe Erwartungen und eiserne Trainings sind hingegen kontraproduktiv.

Ein gewisses Grundinteresse ist dabei von Vorteil. Das entsteht aber nicht erst mit dem Selberausprobieren. Eltern können die Begeisterung fürs Radfahren schon wecken, bevor ihr Kind das erste Laufrad in Händen hält.

Sylvia erklärt, wie das gelingt:

„Der erste Kontakt mit dem Rad kommt durch Beobachtung zustande. Hat dein Kind keine älteren Geschwister, kannst du es zum Beispiel mit auf den Spielplatz nehmen, wo größere Kinder auf dem Laufrad und Fahrrad herumflitzen. Oder du nimmst dein Kind von klein auf im Kindersitz oder im Radanhänger mit auf Radausflüge. Hauptsache dein Kind erlebt den Spaß, den Radfahren bringt.“

Als langjährige Trainerin hat Sylvia noch einen weiteren Praxistipp:

„Du solltest deinem Kind nicht zu viel erklären. Um den Kindern in meinen Laufradkursen zum Beispiel das Kurvenfahren beizubringen, spreche ich nicht über Bewegungsabläufe. Stattdessen sage ich ihnen, dass wir rund um einen Hai aus Kreide schwimmen. Die Fantasie der Kinder motiviert sie dann, die Kurve richtig zu fahren.“

Erwachsene sollten außerdem jederzeit Rücksicht auf den Charakter des Kindes nehmen.

„Manche Kinder sind vorsichtiger, andere Kinder sind mutiger. Alle lernen das Radfahren in ihrem eigenen Tempo. Und das ist gut so."

Lass dein Kind andere Kinder beim Lauf- und Fahrradfahren beobachten und in seinem eigenen Tempo das Radfahren lernen. Überfordere es nicht mit Erklärungen. Dann wird der Funke überspringen.

Je besser das Rad, desto schneller der Lernprozess

„Ich sehe immer wieder den großen Einfluss, den die Wahl des richtigen Rads haben kann“, sagt Sylvia.

Hochwertige Kinderräder wie die woom bikes machen das Radfahrenlernen einfacher, lustiger und sorgen für schnelle Fortschritte.“ (Das freut uns zu hören – danke fürs Kompliment, Sylvia 😊!)

Aber nicht nur die Art des Rades ist entscheidend, sondern auch die Größe:

„Ich empfehle unbedingt ein passendes Rad. Ist es zu groß, tun sich die Kinder unnötig schwer und der Spaß ist schnell dahin“, so Sylvia.

Tipp:

Mit dem Radfinder von woom kannst du das optimale Radmodell mit der richtigen Rahmengröße in nur wenigen Klicks bestimmen. >>Zum Radfinder. 

„Natürlich müssen auch Markenräder immer individuell an ein Kind angepasst werden. Insbesondere an das Können des Kindes“, so Sylvia weiter.

„Bei Laufrädern lasse ich zudem den Sattel anfangs in der niedrigsten Position. So spüren die Kinder den Kontakt zum Boden und fühlen sich wohl. Mit der Zeit stelle ich den Sattel schrittweise höher, sodass sich die Kinder ganz unbemerkt steigern.“

Mit einem leichten, kindgerechten und sicher designten Rad lernen Kinder schneller Radfahren.

Erlebnisse zählen, nicht Radkilometer

Elterlicher Ehrgeiz ist beim Radfahrenlernen wenig hilfreich. Das trifft vor allem auf gemeinsame Radausfahrten zu: Mehr Kilometer bedeuten nicht automatisch mehr Spaß und besseres Fahrkönnen.

Ganz im Gegenteil.

Kleine Kinder wollen und brauchen Abwechslung. Sie wollen etwas erleben, sich austoben und ihre Umgebung erkunden.

Gemeinsame Pausen gehören daher genauso zum Radfahrenlernen wie >>lustige Spiele, bei denen Kinder verschiedene Bewegungen ausprobieren und üben können.

„Es mag ein wenig paradox klingen, aber in meinen Laufradkursen geht es nicht per se ums Radfahren“, sagt Sylvia.

Es geht mir immer um die Kinder. Oft hängen jüngere Kinder noch fest an der Mama oder am Papa. Ich gehe auf die Kinder ein, begegne ihnen auf Augenhöhe und biete ihnen ganzheitliche Erlebnisse. Entscheidend ist auch eine Umgebung, die Kindern vermittelt, dass sie willkommen sind. So lernen sie am besten.“

Abwechslungsreiche Abenteuer begeistern Kinder und schaffen die Basis für eine lebenslange Liebe fürs Radfahren.

Kindgerechte Übungen für Laufrad und Fahrrad

Um gut Fahrrad fahren zu lernen, ist kein Pumptrack vonnöten, findet Sylvia:

„Kinder brauchen nur eine geeignete Umgebung, wo sie sich austoben können. Mit wenigen Utensilien können Eltern tolle Übungen für ihren Radnachwuchs gestalten.“

Solche Utensilien sind zum Beispiel:

  • Kreide
  • Schnur

Mit der Kreide zeichnet Sylvia in ihren Kursen je nach Jahreszeit Symbole auf den Boden, wie einen Froschteich, Blumen, Bäume oder Haifische. Die Kinder müssen dann rundherum „schwimmen“ oder die Blume von allen Seiten „beschnuppern“, um das Kurvenfahren zu üben.

Wenn sie durch eine ganze Blumenwiese aus Kreide hindurch lenken, fahren die Kinder dann völlig intuitiv einen Slalom.

„Wie immer erkläre ich den Kindern den Slalom nicht durch technische Begriffe, sondern bleibe bei dem Bild der Blumenwiese“, sagt Sylvia. „Sie haben dann sofort die richtige Blickrichtung.“

Punktgenaues Bremsen kann man mithilfe einer Schnur trainieren.

Dazu legt Sylvia die Schnur in Schlangenform auf den Boden. „Die Kinder müssen vor der Schlange stehen bleiben, sonst beißt sie sie.“

Auch Übungen ohne Utensilien sind zielführend:

„Ich spiele zum Beispiel Polizistin und gebe Zeichen mit der Hand. Je nach Zeichen müssen die Kinder dann bestimmte Dinge tun, unter anderem bremsen. Das macht ihnen eine Menge Spaß.“

In ihren Kursen legt Sylvia großen Wert darauf, dass die Kinder die Übungen langsam machen.

„Auch wenn Geschwindigkeit das Rad stabilisiert – bei mir lernen die Kinder, im Schneckentempo mit der richtigen Technik zu fahren. Schnell sein können sie dann bei ihren Eltern“, lacht sie.

Kindgerechte Übungen kommen ohne komplizierte, technische Erklärungen aus. Am besten verbindest du sie mit einer spannenden Geschichte.

Was hat Oskar mit Sylvias Lehrplan zu tun?

Vor einigen Jahren hat Sylvia das >>woom Büchlein „Wie Oskar zum Pedalritter wurde“ entdeckt. In der Geschichte bekommt der kleine Oskar zu seinem 4. Geburtstag ein Fahrrad geschenkt und lernt damit umzugehen.

Am Ende des Kinderbuchs wird Oskar zum Pedalritter gekürt.

Sylvia gefiel die Geschichte. So entschied sie kurzerhand, ihren Lehrplan daran zu orientieren und das Büchlein am Ende des Kurses den Kindern zu schenken.

Jedoch erst, nachdem sie die Kinder zum Pedalritter beziehungsweise Pedalritterin gekürt hat.

„Oskar ist für die Kinder eine Identifikationsfigur. Besonders die schüchternen Kinder sind richtig stolz, wenn sie wie Oskar zum Ritter gekürt werden. Sie stehen über mir auf einem großen Stein, strahlen über das ganze Gesicht und genießen den Moment.“

Für Sylvia ist es völlig unwichtig, ob die Kinder nach dem Ritterschlag wieder auf das Laufrad zurückwechseln.

„Die Kinder sind in diesem Moment für mich Ritter und Ritterin. Sie dürfen ihren Erfolg in allen Zügen genießen. Und wenn sie sich danach auf dem Laufrad trotzdem wohler fühlen als auf dem Fahrrad, dann ist das in Ordnung. Mit der Zeit wird der Umstieg erfolgen.“

Das große Highlight sind Sylvia zufolge die Aufkleber im Büchlein:

„Die werden dann aufs Rad geklebt und dienen den Kindern als Motivation. Am beliebtesten ist der Ritter mit Lanze.“

Die Arbeit mit Kindern ist Sylvias Berufung

Sylvia hat schon viel in ihrem Leben gemacht. Sie war Kindergärtnerin und Sonderpädagogin und gibt verschiedene Ski- und Mountainbike-Kurse.

Seit 2011 ist sie außerdem Outdoor-Pädagogin. Die Arbeit mit Kindern stand dabei immer im Vordergrund:

„Ich arbeite seit ich 15 bin mit Kindern. Sie in ihren Stärken zu fordern und zu fördern ist definitiv meine Berufung. Nach einigen Exkursen bin ich immer wieder zu dieser wunderschönen Aufgabe und ständigen Herausforderung zurückgekehrt.“

Ihren jetzigen Job als Radtrainerin findet sie dabei besonders schön:

„Ich kann alles vereinen, was mir Spaß macht: die Arbeit mit Kindern, die Freude am Sport und das Erleben der Natur.“

In ihrer Arbeit wird sie von einer Philosophie geleitet, bei der die Wertschätzung dem Kind gegenüber im Fokus steht:

„Natürlich braucht es auch manchmal Strenge. Aber vor allem muss man Kindern auf Augenhöhe begegnen und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Ich sehe es als Privileg, dass ich sie auf ihrem Weg begleiten darf und in der Entwicklung ihrer Stärken unterstützen kann.“

Sylvias praxiserprobte Tipps für Eltern

Als Radtrainerin kennt Sylvia die Bedürfnisse von 2- bis 12-Jährigen gut:

„Von zwei bis vier Jahren sind die Kinder sehr sprunghaft. Sie brauchen ständig Abwechslung und wollen spannende Geschichten hören. Mit fünf und sechs werden sie motivierter und können eine ganze Stunde aufmerksam dem Kurs folgen. Ab rund sieben Jahren gibt es dann schon mehr Reibereien und die Wettkampflust wächst.“

Hier nochmal alle Tipps von Fahrrad-Trainerin Sylvia Bergmann:

Wie du dein Kind fürs Radfahren begeisterst:

  1. Lass dein Kind andere Kinder auf dem Spielplatz beim Lauf- und Fahrradfahren beobachten.
  2. Geh mit gutem Beispiel voran und verwende das Rad im Alltag.
  3. Nutze einen Kindersitz oder Radanhänger, in dem dein Kind den Spaß am Radfahren von klein auf miterleben kann.
  4. Stelle deinem Kind ein gutes Qualitätsrad – zum Beispiel ein woom ORIGINAL – zur Verfügung, mit dem es schnell lernt.
  5. Übe keinerlei Druck oder Stress auf dein Kind aus – lass es sein Lerntempo selbst bestimmen.

Wie du dein Kind beim Umstieg vom Laufrad auf das erste Fahrrad unterstützt:

  1. Biete deinem Kind das Fahrrad an, wenn es sich auf dem Laufrad wohlfühlt und sicher fährt.
  2. Stelle das Fahrrad perfekt auf dein Kind ein und achte darauf, dass es nicht zu groß ist.
  3. Lass dein Kind aufs Laufrad zurückkehren, wenn es auf dem Fahrrad Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat. Bei woom gibt es zum Beispiel das woom ORIGINAL 1 PLUS, das sich auch gut für Kinder eignet, die noch länger mit dem Laufrad unterwegs sein wollen.
  4. Biete deinem Kind Schutz an, indem du nebenher läufst und es leicht mit den Händen unterstützt.
  5. Lass dein Kind wenn möglich einen Fahrradkurs besuchen, in dem es spielerisch mit anderen Kindern in der Gruppe üben kann.

Wie du mit deinem Kind das Radfahren üben kannst:

  1. Erkläre deinem Kind, wie das Rad funktioniert (Lenker, Antrieb, Bremshebel, Schaltung) und gepflegt wird (Reifen aufpumpen, Bremsen kontrollieren, Schrauben festziehen).
  2. Lass dein Kind sein Rad spielerisch und mit allen Sinnen kennenlernen: rollern, rechts und links schieben.
  3. Wähle die richtige Ausrüstung für dein Kind – Helm und Fingerhandschuhe sind unverzichtbar. 
  4. Zeichne mit Kreide Symbole auf den Boden und schicke dein Kind auf ein Radabenteuer durch die Zeichnungen.
  5. Mach mit deinem Kind eine kleine und abwechslungsreiche Radtour, die euch beiden Spaß macht.

Kurz und knapp zusammengefasst:

Steckbrief: Sylvia Bergmann

Sylvia Bergmann ist Outdoor-Pädagogin und Bike-Instruktorin für 2- bis 12-Jährige. Sie hat zwei Söhne im Alter von 4 und 7 Jahren und lebt mit ihrer Familie in den Südtiroler Dolomiten.


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