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Fahrradalltag

Wie Kinder sicher Rad fahren

Mit Kindern auf dem Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs zu sein, stellt viele Eltern vor große Herausforderungen. Wir haben Roland Romano von der Radlobby Österreich gefragt, wie du mit deinem Kind möglichst sicher und entspannt durch den Verkehr kommst.

Teresa Arrieta,
30.7.2019


Roland, am Anfang etwas Grundsätzliches: warum ist Radfahren für Kinder (und Erwachsene) so wichtig?

Der Bewegungsmangel und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen sind die größten Gesundheitsprobleme der Gegenwart. Sitzen ist das neue Rauchen.

Nur eines von fünf Kindern kommt auf die von der WHO empfohlenen täglichen Bewegungseinheiten! Jedes dritte Kind ist bereits übergewichtig und Studien zeigen: Kinder, die mit dem Fahrrad in die Schule fahren, sind aufnahmefähiger und können sich besser konzentrieren.

Bewegung allgemein und Radfahren im Speziellen wirken hier hervorragend. Seit Jahren sagen die Gesundheitsexperten: Bewegung sollte möglichst in den Alltag integriert werden.

Der tägliche Weg in den Kindergarten, in die Schule, zum Einkaufen oder zur Freizeittätigkeit sollte möglichst aktiv zurückgelegt werden. Kleine Kinder beginnen am besten mit vergnüglichen Familien-Radausflügen in der Freizeit, diese dienen oft als Einstieg in die aktive alltägliche Mobilität.


Vielen Menschen fällt dieser Umstieg nicht so leicht, wie kann man sie unterstützen?

Damit mehr Menschen aufs Rad steigen, braucht es eine entsprechende Verkehrspolitik und Stadtplanung. Es braucht den politischen Willen und das Geld für die Umsetzung.

Radwege sollten kein Sonderfall sein, sondern als flächendeckendes Netz zur Verfügung stehen. Und für jeden einzelnen heißt es: Wir müssen einfach umsteigen und losradeln!



Nun zum Praktischen: Sollen Eltern vor oder hinter ihrem Kind fahren?

Bei den ersten Fahrversuchen sollten Eltern eher vor dem Kind fahren, um Vorbild zu sein das gilt vor allem für kleine Kinder. Sobald Kinder die Verkehrssituation selbst überblicken können, können die Erwachsenen sie selbst vorne fahren lassen, damit die Kinder eigene Erfahrungen sammeln. In Österreich ist seit kurzem unter bestimmten Voraussetzungen auch das Nebeneinanderfahren von Kind und Begleitperson erlaubt.


Welche besonderen Sicherheitsaspekte sind zu beachten? Was ist bei Kindern anders als bei Erwachsenen bezüglich Gefahreneinschätzung und Motorik?

Kinder haben eher einen Tunnelblick, ihnen fehlt der Weitwinkel. Da sie kleiner sind, haben sie im Straßenverkehr auch weniger Übersicht. Es gibt für sie mehr Sichthindernisse.

Auch ihre Einschätzung von Geschwindigkeiten ist noch nicht vollständig ausgeprägt, und sie lassen sich leichter spontan ablenken.


Mehr zum Thema Wahrnehmung von Kindern im Straßenverkehr liest du hier.



Was sollten Eltern mit Kindern besonders gut üben?

Kinder sollten die Spurstabilität trainieren – also das Auf- und Absteigen, das Anfahren und Anhalten. Sie sollten üben, beim Abbiegen Handzeichen zu geben und daher auch das Kurvenfahren mit einer Hand üben.

Ebenso die Zielbremsung, die Gefahrenbremsung, den Schulterblick beim Geradeausfahren – etwa wenn sie überholen möchten sowie das langsame Geradeausfahren können gezielt geübt werden.


Welche Straßenart ist für Eltern und ihre Kinder am sichersten?

Sicher sind an erster Stelle autofreie Straßen wie Fußgängerzonen bzw. Straßen mit „Fahrverbot ausgenommen Rad". Zweitens Wohnstraßen ohne nennenswerten Kfz-Verkehr, gefolgt von extra gebauten Radwegen und Fahrradstraßen sowie Begegnungszonen. Auch Autostraßen mit Tempo-30 sowie Sackgassen eignen sich gut.



Ab welchem Alter können Kinder alleine Radfahren und wann dürfen sie auf die Straße, wann sollen sie am Gehweg radeln?

In Österreich dürfen Kinder frühestens ab neun mit Fahrradausweis auf der Fahrbahn und auf Radverkehrsanlagen fahren. Radfahren auf Gehsteigen (außer zum Queren des Gehsteigs) ist in Österreich immer verboten, sobald ein Fahrrad einen größeren Felgendurchmesser als 30 cm hat.

Die zunehmende Praxis, dass Volksschulkinder alleine mit dem Mikro-Scooter auf dem Gehsteig in die Schule fahren, ist hingegen legal.

In Deutschland dürfen Kinder ohne Mindestalter selbständig auf Gehwegen Rad fahren und ab 8 Jahren selbständig auf der Fahrbahn Rad fahren.

In der Schweiz ist es Kindern sogar schon ab sechs Jahren erlaubt, auf Hauptstraßen selbständig zu radeln.



Was kann jede*r einzelne tun, um Radfahren sicherer zu machen?

Jeder kann Mobilitätsclubs mit Mitgliedschaft, Spenden und persönlichem Engagement unterstützen. Wir alle können selbst aktiv werden und Verbesserungen von unseren PolitikerInnen einfordern. Etwa Initiativen bzw. Petitionen für Tempo-30, Wohnstraßen, und Radwege starten.

Wenn man selbst mit dem Kfz unterwegs ist, sollte man besondere Tempodisziplin an den Tag legen und beim Überholen von Fahrrädern besonders viel Abstand einhalten. Vor Zebrastreifen sollte man anhalten, wenn jemand queren will. Es geht um Rücksichtnahme und darum, dass man sich den anderen gegenüber so verhält wie man auch selbst behandelt werden möchte.



https://www.radlobby.at/


Tipps für den sicheren Schulweg mit dem Rad:


  1. Nicht immer ist der kürzeste Weg der beste. Die Route sollte verkehrsarm sein, etwaige Kreuzungen und Querungen überschaubar.
  2. Der Schulweg mit dem Fahrrad sollte mehrmals in beide Richtungen geübt werden. Das Kind sollte auf gefährliche Stellen vorbereitet werden – etwa langsames Fahren bei Einfahrten, großer Abstand zu großen Fahrzeugen usw.
  3. Der Schulweg soll aus der Perspektive des Kindes betrachtet werden, denn Kinder sind kleiner und haben weniger Überblick. Fahr hinter deinem Kind her und beobachte, wie es sich verhält, sprich auch mit deinem Kind über sein Verhalten.


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