Fazit der woom Weihnachtsaktion: Was nun mit euren Spenden passiert
Was passiert jetzt mit den 25.000 Euro, die im Rahmen der woom Spendenaktion Bells for a Better Life zusammengekommen sind? Wir haben mit Thomas Gilbert, dem Leiter der NGO Kamboo Project, gesprochen.
Fast 20.000 Euro sind bei der diesjährigen Auflage unserer Spendenaktion Bells for a Better Life zusammengekommen. Wir haben den Betrag auf 25.000 Euro aufgerundet und diese Woche an die Schweizer NGO Kamboo Project übergeben, die Kindern im ländlichen Kambodscha Fahrräder zur Verfügung stellt, damit diese ihren Schulweg leichter bewältigen können.
Thomas Gilbert, der Leiter der NGO, erzählt uns im Interview, was nun mit dem Geld passiert und welche unerwarteten, aber äußerst wünschenswerten Nebeneffekte die woom Aktion gehabt hat.
woom: Thomas, im Zeitraum 1. November bis 31. Dezember hat die woom Community 3.887 Klingeln in unserem Online-Shop gekauft, was einer Spendensumme von 19.435 Euro entspricht. Wir freuen uns, dass wir euch 25.000 Euro übergeben können, was genau werdet ihr mit diesem Geld machen?
Thomas Gilbert: 25.000 Euro sind ca. 15 Prozent der Spendensumme, über die wir normalerweise in einem Jahr verfügen. Da ist die Begeisterung natürlich riesig. Wir werden das Geld nachhaltig für Fahrräder und somit für Bildung einsetzen.
Kannst du noch einmal erklären, wie Fahrräder und Bildung zusammenhängen?
Bildung ist ein Weg aus der Armut in Kambodscha. Gerade in ländlichen Provinzen wie Siem Reap, wo wir tätig sind, beträgt die Analphabetismus-Rate unter jungen Mädchen bis zu 65 Prozent. Viele dort gehen nicht regelmäßig zur Schule, weil der Weg zu weit ist und es keine öffentlichen Transportmittel gibt. Ein Rad kostet dort rund 50 Dollar. Wir werden nun in unseren 52 Schulen all jene Schülerinnen und Schüler, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, identifizieren und dann eine große Zahl an Rädern in einer feierlichen Zeremonie im April übergeben. Unsere kambodschanischen Partner vor Ort sind außer sich vor Freude.
Wie leben die Menschen dort und was benötigen sie?
Am Land überwiegt die bäuerliche Lebensweise: Die meisten Menschen sind Selbstversorger, Fischer oder sie haben kleine Geschäfte im Ort. Sie leben wegen der Hochwassergefahr in Stelzenhäusern, die so hoch sind, dass man schwindelfrei sein muss, wenn man sie besucht. Sie stehen mit der Sonne auf und gehen mit Sonnenuntergang schlafen. Bildung verhindert dort Kinderarbeit und lindert ihre materielle Not.
Was für Räder erhalten die Schulkinder?
Für uns ist wichtig, dass die Räder einfach vor Ort gewartet und repariert werden können. Wir arbeiten deshalb seit drei Jahren mit einer japanischen Firma zusammen, deren Räder gut an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind.
Wie viele Räder habt ihr in der Vergangenheit übergeben, und wie geht es weiter?
Seit Beginn unserer Tätigkeit im Jahr 2014 konnten wir rund 1.000 Schülerinnen und Schüler mobil machen. Nun ist – vielleicht auch durch die Berichterstattung über die woom Aktion – die Schweizer Regierung auf uns aufmerksam geworden. Nächste Woche präsentieren wir unser Projekt mehreren Abgeordneten. Es geht um die Finanzierung von Fahrradreparatur-Workshops in Kambodscha; die Finanzierung soll über die nächsten zehn Jahre laufen. Eine ganze Generation könnte nun lernen, ihr Fahrrad selbst instand zu halten: vom Reifen bis hin zum geeigneten Werkzeug für umfassende Reparaturen. Und es geht sogar noch weiter: Auch die Fahrradhändler in Davos, wo wir angesiedelt sind, haben über die woom Spendenaktion von unserem Projekt erfahren und möchten nun in ihren Läden Spenden für uns sammeln. Das ist ein großartiger Schneeballeffekt.
Auch Fahrradhändler haben über die woom Spendenaktion von unserem Projekt erfahren und möchten nun in ihren Läden Spenden für uns sammeln. Das ist ein großartiger Schneeballeffekt.
Erzähl uns doch ein bisschen, wie du zu Kamboo Project gekommen bist.
Ich bin mit Kambodscha im Zuge eines Voluntariates in Berührung gekommen, und ich habe große Achtung vor der buddhistisch geprägten Kultur dieses Landes. Jeder, der schon mal vor den Tempeln gestanden ist, die von den riesigen Mammutbäumen umschlungen werden, spürt die Magie: Das ist eine uralte Hochkultur. Bereits im 12. Jahrhundert hat es hier Bewässerungsanlagen gegeben. Die Menschen sind freundlich und friedfertig, man kann von ihnen viel lernen: Zuhören, Überlegen, sich in Gelassenheit üben, diese Qualitäten beeindrucken mich jedes Mal, wenn ich dort bin.
Worauf bist du am meisten stolz?
Seit 2014 haben wir 100 Stellen für Lehrende geschaffen und 4.600 Schülerinnen und Schüler haben jetzt Toiletten. Die Präsenz im Unterricht der Primarstufe hat sich von 60 Prozent auf 76 Prozent erhöht. Die Schulen müssen aber ein Viertel der Fördermittel selbst aufbringen, so lernen sie, sich zu vernetzen. Wir haben vier kambodschanische Mitarbeiter vor Ort, junge Menschen, die sich selbst aus der Armut herausgearbeitet haben. Sie leben den anderen vor, dass es zu schaffen ist. Wir haben also ein kambodschanisches Gesicht.
Was wünschst du dir für Kamboo Project für die Zukunft?
Wir wollen die Kambodschanerinnen und Kambodschaner immer mehr in die Vernetzung und in die Selbstständigkeit führen. Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter In der Schweiz arbeiten ehrenamtlich. Ich wünsche mir, dass wir den Kambodschanerinnen und Kambodschanern dieses Projekt irgendwann übergeben können und sie es eigenständig erfolgreich weiterführen können.
Wir wollen die Kambodschanerinnen und Kambodschaner immer mehr in die Vernetzung und in die Selbstständigkeit führen.