MTB-Fahrtechnik Tipps: Richtig bremsen
So viel Spaß Mountainbiken macht, so wichtig ist ein sicherer Umgang mit dem Bike. Ob am Trail, im Bikepark oder den Hügel runter zur besten Freundin – die richtige Bremstechnik muss sitzen. Das sorgt für noch mehr Spaß und natürlich auch ein gutes Gefühl bei Mama und Papa.
Der gekonnte Einsatz der Bremsen zählt zu den Grundfertigkeiten des Mountainbikens: Euer Kind sollte einerseits in der Lage sein, das Bike bei plötzlichen Hindernissen schnell zum Stillstand zu bringen. Andererseits ist beim Bergabfahren wichtig, dass euer Kind die Geschwindigkeit gut kontrollieren und konstant halten kann.
Noch ein wichtiger Punkt vorweg: Damit euer Kind einen sicheren Halt und eine gute Kontrolle über sein Bike hat, müssen alle Komponenten perfekt an den individuellen Körperbau eingestellt sein. Was das bedeutet und worauf ihr achten müsst, könnt ihr hier im Detail nachlesen.
Bremsleistung der Vorderrad- und Hinterradbremse
Die Frontbremse ist die stärkere Bremse und erzielt einen Großteil der Bremsleistung: Die Vorderradbremse bietet 70 Prozent und die Hinterradbremse 30 Prozent Leistung. Warum?
Beim Abbremsen wird der Oberkörper nach vorne beschleunigt. Um dem entgegenzuwirken, stützt ihr euch gegen den Lenker ab, wodurch viel Druck auf das Vorderrad kommt. Aus diesem Grund lässt sich mit der Vorderradbremse eine besonders gute Bremswirkung erzielen, ohne dass das Vorderrad blockiert. Bei der Hinterradbremse ist es genau umgekehrt: Da der Körper nach vorne schiebt, wird das Hinterrad entlastet, es blockiert und rutscht deutlich schneller und kann somit weniger zur Bremsung beitragen. Betätigt ihr ungern die Frontbremse? Vermutlich wurde euch auch beigebracht, dass die Vorderradbremse zu einem Sturz über den Lenker führen kann. Doch solange ihr das Gewicht richtig verlagert und die Bremsen dosiert einsetzt, kommt es in der Regel nicht gleich zu einem Überschlag, wie ihr in Kürze erfahren werdet.
Fingerposition
Hydraulische Scheibenbremsen machen es eurem Kind leicht, denn sie sind kraftvoll und lassen sich mit wenig Handkraft perfekt dosieren. Nur ein bis zwei Finger sind ausreichend, um die maximale Bremsleistung zu erzielen. So hat euer Kind den Lenker mit den restlichen Fingern stets fest im Griff, was speziell bei ruppigen Abfahrten ein großer Sicherheitsvorteil ist. Wir empfehlen euch, beim Bergabfahren immer einen Finger außen am Bremshebel zu positionieren, um schnell reagieren und die Bremsung möglichst kontrolliert einleiten zu können. Und nicht vergessen: Die Daumen umschließen die Griffe immer von unten, um ein Abrutschen zu verhindern.
Bremstechnik
Ziel ist eine möglichst dosierte Bremsung, um den Flow und Fahrspaß bergab nicht zu verlieren und zu vermeiden, dass Unruhe in das Bike und in den Körper kommt. So gelingts:
- Die meiste Bremsleistung erzielt ihr, wenn ihr die Vorder- und Hinterradbremse kombiniert einsetzt. Erhöht den Druckpunkt mit Gefühl, bis ihr die gewünschte Bremskraft erreicht.
- Im leichten Gefälle ist der oben beschriebene 70/30 Bremseinsatz optimal. Je steiler die Abfahrt, desto wichtiger wird die Verwendung der kraftvollen Vorderradbremse.
- In Kurven sowie auf losem und rutschigem Untergrund wird die Vorderradbremse nur ganz vorsichtig eingesetzt und mehr mit der Hinterradbremse gearbeitet – natürlich wieder mit Gefühl, damit das Hinterrad nicht blockiert und zu rutschen beginnt, es sei denn ihr seid schon bereit für einen Drift ;).
- Um ein Überhitzen der Bremsscheiben zu vermeiden, solltet ihr die Bremsen nicht über eine längere Dauer schleifen lassen, sondern den Bremsdruck regelmäßig lösen und das Bike rollen lassen. Bei Erreichen einer höheren Geschwindigkeit ist es wieder an der Zeit, zu bremsen. Wenn das Gefälle zu steil ist, um die Bremsen ohne Gefahr zu öffnen, empfehlen wir auf längeren Abfahrten, zwischendurch stehen zu bleiben und die Bremsen abkühlen zu lassen.
Körperposition
Generell sollte euer Kind beim Bergabfahren immer die Grundposition einnehmen, um Schläge gut abzufedern und schnell reagieren zu können:
Was passiert nun aber beim Abbremsen mit dem Körper?
Es werden Kräfte ausgelöst, die den Körper nach oben und vorne schieben. Um dem entgegenzuwirken,, müsst ihr je nach Hangneigung und gewünschter Bremsleistung den Körperschwerpunkt rechtzeitig verlagern, und zwar nach unten und gegebenenfalls auch nach hinten. So werdet ihr in der Regel auch nicht nach vorne kippen.
Schauen wir uns die verschiedenen Bremssituationen und die passende Körperhaltung genauer an:
- Möchtet ihr die Geschwindigkeit im leicht abfallenden Gelände halten, bleibt die Hüfte eher vertikal über dem Tretlager und ihr senkt den Körperschwerpunkt lediglich ab. Durch das Tiefgehen steigt der Druck der Reifen auf den Boden und die Geschwindigkeit verringert sich ein wenig.
- Wird das Gefälle steiler, dann beschleunigt das Körpergewicht bei der Bremsung stärker nach vorne. Das könnt ihr ausgleichen, indem ihr die Hüfte über den Sattel nach hinten schiebt. Senkt ihr zusätzlich die Fersen ab, werdet ihr merken, dass ihr den Schwerpunkt leichter nach hinten bekommt. In dieser Position erhöht ihr den Druck auf das Hinterrad, könnt die Hinterradbremse effektiver einsetzen und minimiert zudem die Überschlagsgefahr.
- Bei einer harten Bremsung geht es darum, schnell tief zu gehen und die Hüfte hinter den Sattel zu bringen. Dazu drückt ihr euch vom Lenker weg und schiebt das Bike dynamisch unter dem Körper nach vorne.
- Nicht übertreiben! Die Beine und Arme sollten während des Bremsvorgangs gebeugt bleiben, damit ihr jederzeit gefühlvoll lenken könnt. Wenn die Arme am Lenker ziehen und durchgestreckt sind, ist der Körper definitiv zu weit hinten. In dieser Position lastet zu wenig Druck auf dem Vorderrad und ihr verliert Traktion, Kontrolle und Bremsleistung. Als Faustregel könnt ihr euch merken: Schritt auf Höhe der hinteren Sattelkante.
- Generell sollten diese Vorgänge möglichst synchron ablaufen: Sobald ihr zu bremsen beginnt, verlagert ihr ausgehend von der Grundposition den Körperschwerpunkt und wechselt in die passende Bremsposition. Löst ihr die Bremse wieder, wandert ihr zeitgleich zurück in die zentrale Grundposition.
- Tipp: Vor steilen und längeren Bergabpassagen solltet ihr den Sattel absenken, um mehr Bewegungsfreiheit beim Manövrieren zu haben. Zudem verringert der tiefere Schwerpunkt die Überschlagsgefahr und vermittelt eurem Kind mehr Sicherheit.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit der Zeit und Erfahrung wird euer Nachwuchs die wirkenden Kräfte immer besser einschätzen können und die richtige Körperhaltung verinnerlichen.
Wichtig! Bevor ihr die ersten Trails mit eurem Bike-Nachwuchs in Angriff nehmt, solltet ihr die richtige Bremstechnik unbedingt üben – am besten auf einer leicht abschüssigen Ebene und auf wechselndem Untergrund. So lernt euer Kind das Fahrrad in Bremssituationen besser kennen und beherrschen. Es gewinnt Sicherheit und Selbstbewusstsein und das bedeutet auch gleichzeitig mehr Spaß im Gelände.
Habt ihr Tipps und Tricks, wie ihr die richtige Bremstechnik mit euren Kids trainiert?